Neutraubling
Gemarkung
Historischer Abriss
Die Stadt Neutraubling liegt rund zehn Kilometer östlich von Regensburg. Ihre Geschichte beginnt 1936 mit der Anlage eines Militärflugplatzes auf freiem Feld unmittelbar nordöstlich von Obertraubling. Hierfür wurde die alte, um 1068 erstmal genannte Siedlung Pirka oder Birkach in Anspruch genommen, an die der 1953-1954 von der Bayerischen Landessiedlung für Heimatvertriebene entwickelte Stadtteil Birkenfeld erinnert. Sie lag westlich der alten Mangoldinger Straße etwa im Bereich der heutigen Straßenzüge An den Klostergründen / An der Pirkacher Breite. Der Name Klostergründe bezieht sich auf die Regensburger Klöster St. Emmeram und Heilig Kreuz, zu deren Grundbesitz einst das mittelalterliche Pirka gehörte.
Die mit dem Lineal gerade gezogene Walhallastraße, die anlässlich der Errichtung der Walhalla 1830-1842 zwischen Obertraubling und Barbing angelegt wurde, bildet bis heute die westliche Stadtgrenze.
Der 1936-1938 angelegte Militärflughafen bzw. Fliegerhorst Obertraubling, der ab 1940 auch Produktionsstätte der Regensburger Messerschmitt-Werke war und bis 1945 bestand, erstreckte sich im Areal zwischen der Walhallastraße im Westen, der Südumgehung im Süden, der Mangoldinger Straße im Osten und der Böhmerwaldstraße im Norden. Dieser Bereich wird heute hauptsächlich durch die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Industrieansiedlungen und den Stadtteil Birkenfeld abgebildet.
Topografie und Siedlungsgeschichte
Zwischen der Walhallastraße, der Böhmerwald- und der Bayerwaldstraße mit der Verlängerung durch die Neudekerstraße und in einer gedachten Linie über die Kaadener Straße bis zum westlichen Steinäckerweg standen die Flughafen- oder Horstgebäude. Das an der Walhallastraße von Südwest nach Nordost ausgerichtete orthogonale, wenn auch nicht streng schematisch angelegte Straßennetz ist erhalten. Wenige der damaligen Prinzipalbauten stehen noch bzw. wurden wiederaufgebaut wie die „Schlangenbau“ genannten ehem. Mannschaftsunterkünfte an der Sudetenstraße, der dahinterliegende frühere Feuerlöschteich des Flughafens (heute Neutraublinger See), der „Klosterbau“, die Vierflügelanlage des Geschäftsgebäudes mit der Kommandantur, zwischen Teichstraße und Königsberger Straße, und drei zweigeschossige Reihenhauszeilen der einstigen Offiziershäuser in der westlichen Uhlandstraße gegenüber der Lutherkirche.
An den Rändern des Flughafens entstanden ab Ende 1940 zwei sog. „Russenlager“ als Zwangsarbeitersiedlungen der Messerschmitt-Werke. Ein Lager stand schräg gegenüber der Kommandantur im südlichen Winkel des von der Walhallastraße zur Kreuzhofstraße führenden Feldweges (in Verlängerung der Aussiger Straße), das zweite am Nordende des Areals im Bereich Breslauer / Falkenauer Straße. An der Stelle des heutigen Rathauses gab es am Kriegsende kurzzeitig ein Außenlager des KZ-Flossenbürg.
Die Nachkriegsgeschichte der 1951 entstandenen Gemeinde Neutraubling, die 1986 zur Stadt erhoben wurde, ist besonders durch den Zuzug von Heimatvertriebenen aus den früheren deutschen Ostgebieten geprägt. Dies schlug sich nicht nur in den Straßennamen, sondern auch in der städtebaulichen Entwicklung nieder, wie 1949-1953 mit Eichendorff- und Altvaterstraße und 1955-1960 mit der Breslauer Straße im nördlichen Fliegerhorstgebiet oder 1953-1958 mit der Schlesische Straße parallel zum Schlangenbau usw.
Literatur:
FENDL Josef (Hg.), Neutraubling 1951-1976. 19 Beiträge zur Geschichte einer bayerischen Vertriebenengemeinde, Neutraubling 1976
FENDL Josef (Hg.), Neutraubling. Junge Stadt im alten Donaugau, Neutraubling 1989
FENDL Josef, 920 Jahre Pirka – Birkenfeld: in: FENDL Josef, Neutraubling. Junge Stadt im alten Donaugau, Neutraubling 1989, 32-38
SCHMIDT Werner, 25 Jahre Neutraubling, in: FENDL Josef, Neutraubling 1951-1976. 19 Beiträge zur Geschichte einer bayerischen Vertriebenengemeinde, Neutraubling 1976, 48-59
SCHMOLL Peter, Die Fliegerhorst Obertraubling 1936-1945, in: STADT NEUTRAUBLING (Hg.), Niemand war schon immer da. Stadtbuch Neutraubling, Neutraubling 2012, 65-76
STADT NEUTRAUBLING (Hg.), Niemand war schon immer da. Stadtbuch Neutraubling, Neutraubling 2012
VILSMEIER Gabriele, Der Flugplatz Obertraubling, in: FENDL Josef, Neutraubling 1951-1976. 19 Beiträge zur Geschichte einer bayerischen Vertriebenengemeinde, Neutraubling 1976, 28-39 sowie in: FENDL Josef, Neutraubling. Junge Stadt im alten Donaugau, Neutraubling 1989, 51-64