Langenerling

Gemarkung

Historischer Abriss

Rund 22 Kilometer südöstlich von Regensburg und circa drei Kilometer nordöstlich des Gemeindeortes Hagelstadt liegt das Dorf Langenerling. Erstmals wird der Ort zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert als „Erilingun“, „Erilinga“, „Erininga“, „Erilingin“ oder „Erlingen“ im Zusammenhang mit Grundbesitzvorgängen erwähnt. Eine Herleitung von Personennamen wie Arilo/Arila oder Erlo/Eralo wird vermutet, allerdings gibt es hierfür keine stichhaltigen Belege.

Die mittelalterliche Siedlungsgeschichte Langenerlings beginnt mit einem Kastell der Karolingerzeit (ca. 751-911 n. Chr.) ein kurzes Stück südlich der Pfarrkirche, wo in der leichten Ostausbiegung des Johanneswegs in den 1980er Jahren ein nahezu völlig eingeebneter Turmhügel mit Grabenzügen durch die Luftbildarchäologie nachgewiesen werden konnte. Es handelt sich wahrscheinlich um das frühmittelalterliche, 863-885 in einer Urkunde des Regensburger Bischofs Ambricho erwähnte „castellum Erilinga“, die Burg Erlingen. Zu dieser Zeit wird auch erstmals eine adlige Eigenkirche erwähnt, die – als Vorgängerin der heutigen Pfarrkirche – nicht zufällig direkt neben dem Turmhügel steht. Die Schenkung eines Grafen Ulrich von Ebersberg in Langenerling an das Kloster St. Emmeram 980/85 ist vielleicht durch die Existenz dieser Burg erklärbar. Hier gab es von jeher den Flurnamen Turmfeld und ein auffallend großes, nach Osten gebauchtes Flurstück, das auf der Karte der Uraufnahme mit der Nr. 35 gekennzeichnet ist. Dieses entspricht dem trapezoiden Grundriss der Anlage, es wurde an diesem Ort immer wieder einmal vom Auffinden alter Mauern berichtet.

Hartwig, Wernhart und Rüdiger von Erling treten im 12. Jahrhunderts als Zeugen von Rechtsgeschäften auf. Die Errichtung der runden Turmhügelburg wird ins 12. Jahrhundert datiert und im Zusammenhang mit St. Emmeramer Ministerialen in Langenerling gesehen. Allerdings scheint diese Die Burg scheint im 13. Jahrhundert ihre Bedeutung verloren zu haben. Im 16./17. Jahrhundert findet sich bisweilen die Bezeichnung „Burgstall“ bzw. „Turmstock“. Möglicherweise hängt die Existenz der Burg mit der Lage Langenerlings an der wichtigen alten Salzstraße zwischen Regensburg und Salzburg zusammen (siehe unter Topografie).

1329 wird ein kurzeitig bestehender und von einem Graben geschützter Bergfried erwähnt, der jedoch im folgenden Jahr abgebrochen wurde und dessen Standort im westlichen Dorf bei einem Emmeramer Hof, den später klösterlichen Vogthof, zu suchen ist. Nach den Verwüstungen des Dorfes im Dreißigjährigen Krieg verkaufte St. Emmeram seine Langenerlinger Besitzungen 1663 an den Freiherrn Johann Georg I. von Königsfeld zur Zusammenlegung seiner neu erworbenen Hofmark Alteglofsheim. Michael Wening berichtet 1726: „OberEring dann ist ein Hofmarch / und vor disem ein Schlößl daselbst gestanden / wie es noch die Maurstein zeigen / aber kein Mensch gedenckts / daß es bewont gewesen.“

Seinen Charakter als in dieser Größe im Landkreis Regensburg einzigartiges Straßendorf konnte der Ort bis heute bewahren. Langenerling war seit dem bayerischen Gemeindeedikt von 1818 eine eigenständige Gemeinde ohne weitere Ortsteile und wurde am 1. Mai 1978 in die Gemeinde Hagelstadt eingegliedert.
 

Topografie

Um Langenerling fällt in der Uraufnahme ein dichtes, heute so nicht mehr bestehendes Netz von Altstraßen und Altwegen auf. Die wichtigste Rolle kommt hierbei einer mittelalterlichen Altstraße der Hochterrasse zu, die als Salzstraße bis ins 18. Jahrhundert bedeutend blieb und von der großen Südostroute bei Obertraubling abzweigte und „vergleichsweise siedlungsfern über Köfering, Langenerling, Haidenkofen nach Geiselhöring und weiter in Richtung Salzburg führte.“ Sie existiert heute noch bis nach Köfering als dortige Hauptstraße, bis zum Bahnhof, jedoch verliert sich ihre Spur im weiteren Verlauf nach Südosten über die Alteglofsheimer Wieskapelle nach Langenerling hinaus. Andere vielbenutzte Wege verlaufen auf der Karte der Uraufnahme neben der Erlenbachstraße in nordöstlicher Richtung, an der Sebastianikapelle vorbei, zum Hofmarkssitz Alteglofsheim. Wieder andere führen in alle umliegenden Ortschaften wie Hagelstadt, Gailsbach, Triftlfing, Hellkofen Niederhinkofen, Sengkofen, Moosham und Mangolding. Innerorts verlaufen auf der Nordseite parallel zur Erlenbachstraße Hangwege wie der Hochweg, die bis heute die Grenzlinie des Dorfes bilden. 

Mit einer beeindruckenden Länge von über zwei Kilometern ist Langenerling das längste Straßendorf der Region. Diesen Charakter hat es bis heute bewahrt. Die Hauptachse der Siedlungsentwicklung bildet der von Westen nach Osten fließende Langenerlinger Bach oder Erlenbach, der in Hagelstadt entspringt und mit dem Stärzenbach zwischen Sengkofen und Moosham in die Pfatter mündet. Westlich und östlich des Dorfes verzeichnet die Uraufnahme einen Flutgraben. Von Hochwasser war wohl in erster Linie die hangabwärts gelegene Südseite betroffen, denn die Uraufnahme überliefert die meisten Hofstellen auf der hangseitigen Nordseite des Dorfes, auf der Südseite hingegen eine sporadisch wirkende Bebauung mit vielen Ödflächen. Möglicherweise sind das Langzeitfolgen des Dreißigjährigen Krieges und anderer Unglücke, worunter das Dorf baulich gelitten zu haben scheint, wie ein Blick in die Uraufnahme zeigt. Sie verzeichnet insgesamt 63 Hofstellen, von denen die meisten auf der Nordseite des Dorfes liegen. Hinzu kommen innerorts viele, die den Eindruck erwecken, es handle sich hierbei um öd gefallene, also aufgegebene Anwesen, deren Grund anderen Besitzern zufiel. Immer wieder wird die Reihe der Höfe durch Brachflächen unterbrochen, deren Zuschnitt den anderen Anwesen entspricht. Besonders fallen in der Uraufnahme am östlichen Ortseingang gegenüber der Nordseite zehn umrandete Grundstücke in der Tiefe der westlich angrenzenden Bebauung auf.
 

Ortsbild

Die Anwesen bestehen in der Uraufnahme sowohl aus Einfirsthöfen mit Wohnstallhäusern, Zweiseit- und Hakenhöfen als auch aus locker gruppierten, aber nie geschlossenen Dreiseithöfen. Es gab indes wohl keine festen Regeln für die Positionierung der Wohnhäuser, die offenbar willkürlich an der Straßenseite oder der Rückseite des Anwesens standen und stehen. Im Laufe des 19./20. Jahrhunderts ergaben sich zahlreiche Nachverdichtungen bzw. Überbauungen öder Grundstücke, ohne dass sich das Dorf in seiner Gesamtausdehnung nennenswert vergrößert hätte. 

 

Literatur:

BOOS Andreas, Burgen im Süden der Oberpfalz. Die früh- und hochmitttelalterlichen Burgen des Regensburger Umlandes (Regensburger Studien und Quellen zur Kulturgeschichte, Bd. 5), Regensburg 1998, 257-264

PRINZ Michael, Beiträge zu einem Historischen Siedlungsnamenbuch des Alt-Landkreises Regensburg. Mag. Univ., Regensburg 1997, 222-230

SCHMID Diethard, Regensburg I. Das Landgericht Stadtamhof, die Reichsherrschaften Donaustauf und Wörth (Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Heft 41), München 1976, 50-51

TORBRÜGGE Walter, Ein vergessenes karolingisches Kastell bei Langenerling südlich von Regensburg, Gemeinde Hagelstadt, Landkreis Regensburg, in: Das archäologische Jahr in Bayern 1982, Stuttgart 1983, 140-142

WENING Michael, Historico-topographica descriptio, Bd. 4, München 1726 (Nachdruck München 1977), 19

WIDEMANN Josef, Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Bd. 8), München 1943, Stw. Erling, Nr. 125, 218, 284, 343, 415, 812, 903, 1006, 827, 868, 875, Nr. 67 fälschlich auf Ehring bezogen.