Hagelstadt

Gemarkung

Historischer Abriss

Hagelstadt gehört zu den älteren Ortschaften im Besitz des Klosters St. Emmeram südlich von Regensburg. Das Dorf liegt auf der Hochterrasse und zählt zu den frühen Orten im Altsiedelland (4.-8. Jh. n. Chr.), die an den Namenssuffixen „-hausen“, „-heim“ und „-stadt“ (stat = Ort, Raum, Wohnstätte) zu erkennen sind. Das alte Präfix „Hahhol“ ist ein Eigenname. Die spätere Form „Hagel“, die an „hak“ (Dorngebüsch, Gesträuch, „umfriedeter Ort“ oder „umfriedeter Wald“ erinnert (tatsächlich werden in zwei frühen Quellen größere Waldbesitzungen um „Hahholstat“ erwähnt), gilt als volksetymologische Umdeutung. 

Der früheste Beleg für „Hahholostadt“ oder „Hachalstat“ findet sich in einer St. Emmeramer Urkunde, die zwischen 826 und 840 datiert wird. In dieser wird ein wohl aus dem romanischen Raum stammender Marentius als (adliger) Grundbesitzer erwähnt. Spätestens von 975 bis in das späte 15. Jahrhundert war „eine Ortschaft namens Hagelstadt“ („locum unum Hachalstat uocitatum“) Klostergut von St. Emmeram in Regensburg. Auch die Herzöge nahmen hier Rechte wahr, die 1147 an St. Emmeram übertragen wurden. Grundherrlich gehörte Hagelstadt schon 1478 zur Hofmark Neueglofsheim, bei der es bis zum Ende des Alten Reiches 1803 verblieb. 1585 gab es hier einen Neueglofsheimer Amtshof, dessen Geschichte wohl weit zurückreichen dürfte: Ein Beleg für das Bestehen eines Dorfes findet sich zwischen 990 bis 994 mit der Erwähnung von Bauernanwesen („mansos etiam institutos“), was eigentlich die Existenz eines Amtshofes voraussetzt, dem die Höfe zugeordnet waren. 

Das nie bedeutende Dort entwickelte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Gründung des Ziegelwerks Deplaz 1898 und einer Molkerei 1904 über seine historischen Grenzen hinaus. Mit dem Bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstand die Gemeinde, 1972 und 1978 kamen die Gemeinden Gailsbach und Langenerling hinzu. 1978 trat Hagelstadt zur Verwaltungsgemeinschaft Alteglofsheim bei und ist seit 1993 wieder selbständig.
 

Topografie

Hagelstadt liegt auf der Hochterrasse rund 15 Kilometer südöstlich von Regensburg. Der L-förmige Altort erstreckt sich in der Uraufnahme östlich der Regensburger Straße beiderseits der Langenerlinger Straße nach Osten und an der Kirchengasse nach Norden, wo die Kirche St. Vitus steht. Die südliche Dorfgrenze bildet der Langenerlinger Bach, die Ostgrenze ein kleiner Bachlauf, der hier entspringt und sich mit dem Hauptarm vereinigt. Die westliche Grenze stellt die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Regensburger Straße dar. Hier handelte es sich um eine Altstraße, die in Köfering von der Salzstraße abzweigte und über Hagelstadt, Gitting, Fuchsmühl bei Pfakofen in gerader Linie nach Süden über Mallersdorf-Pfaffenberg in den Landshuter Raum führte. In Hagelstadt kreuzen hier die Straße nach Langenerling und die von Westen kommende Straße nach Neueglofsheim, der heutige Eheweg, der in der Verlängerung als Waldweg dorthin führt. Östlich schlossen sich an das Dorf in Richtung Norden die Feuchtwiesen des Langenerlinger Baches an. Nach Nordosten steigt das bewaldete Gelände Richtung Eichelberg um rund 35 bis 40 Meter an. Möglicherweise sind hier oder auch in südlicher Richtung nach Pfakofen die erwähnten hochmittelalterlichen Waldbesitzungen zu suchen.
 

Ortsbild

Die Hofstellen des Altdorfes haben ihren historischen Zuschnitt weitgehend bewahrt. Die Höfe reichen in der Uraufnahme von Einfirsthöfen über Zwie- und Hakenhöfe bis zu unregelmäßigen Dreiseitanlagen von annähernd gleicher Breite. Die Bauernhäuser stellten in allen Fällen Wohnstallhäuser dar, die in unterschiedlichen Positionen zur zugehörigen Straße standen. Eine bedeutende Erweiterung des alten Dorfgebietes ergab sich mit der Gründung der Ziegelfabrik Deplaz 1898 nordwestlich an der Regensburger Straße, die 100 Menschen Arbeit gab, und einer Molkerei 1904. Die Ortsentwicklung im 20. Jahrhundert geschah hauptsächlich nach Nordwesten im Anschluss an die Ziegelfabrik, nach Osten an der Langenerlinger und nach Südosten an der Gailsbacher Straße. 

 

Literatur

RIEHL Wilhelm Heinrich, Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, Bd. 2, Abt. 1, Oberpfalz und Regensburg, München 1863, 589

MONUMENTA BOICA, hg. v. d. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 15, Monumenta Nideraltachensia II, Thierhauptana, Prulensia, Mallerstorfensia, Seeligenthalensia, Miscella, München 1787, Nr. 33, 34

PRINZ Michael, Beiträge zu einem Historischen Siedlungsnamenbuch des Alt-Landkreises Regensburg. Mag. Univ., Regensburg 1997, 102-103

SCHMID Diethard, Regensburg II. Das Landgericht Stadtamhof, die Reichsherrschaften Donaustauf und Wörth (Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Heft 66), München 2014, 32, 51, 274, 323, 339-344

WIDEMANN Josef, Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Bd. 8), München 1943, 23, 118, 251, 907