Alteglofsheim

Gemarkung

Historischer Abriss

Bereits vor 100.000 Jahren lebten Menschen auf dem Gebiet des heutigen Alteglofsheim, das belegen vereinzelte Funde von Steinwerkzeugen. Von 5000 v. Chr (Neolithikum) bis ins 3. Jh. n. Chr. (Römische Kaiserzeit) sind Siedlungsspuren über das gesamte Gemeindegebiet verteilt.

Im Altsiedelland an der Donau ist hier mit einer frühmittelalterlichen Siedlung zu rechnen. Der Name Eglofsheim deutet auf einen bajuwarischen Grundbesitzer. Die These, eine Pfarrkirche hätte es in Egilolfesheim bereits 798 gegeben, beruht zwar auf einer im 11. Jahrhundert gefälschten Bulle Papst Leos III., jedoch muss der Verfasser entsprechende Informationen gehabt haben. Auf ein hohes Alter deutet auch das Laurentius-Patrozinium der Pfarrkirche hin.
Die Geschicke und Geschichte des Dorfes sind eng mit der des Schlosses verbunden. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden in kirchlichen Quellen verschiedene Persönlichkeiten „de Eglofsheim“ genannt, ohne dass damit eine gesellschaftliche Position genauer umrissen oder die Existenz eines befestigten Ansitzes erkennbar wäre. Dass die um 1200 errichtete und 1240 erstmals genannte Burg auf ein vielleicht karolingisches Holzkastell zurückgeht, ist zwar durch Grabungen nicht belegt, aber nicht völlig auszuschließen. Das Regensburger Hochstift hatte frühe Besitzrechte; der erste, 1240 namentlich genannte Burgherr, Karolus de Egelofsheim, erhielt als bischöflicher Ministeriale die Burg als hochstiftisches Erblehen. Die Besitzergeschichte der Feste ist extrem kompliziert und zeigt häufige Wechsel zwischen privaten und kirchlichen Besitzern. Als Nachfolger der Eglofsheimer tritt 1387 als Inhaber der Feste ein Jakob Prunhofer auf. Es folgten als Besitzer im 15. Jahrhundert die Wittelsbacher, die Parsberger, die Neustetter gen. Stürmer, die Schad von Mittelbiberach, die Lerchenfeld, bis 1658 die Freiherren (ab 1685 Reichsgrafen) von Königsfeld den Besitz erwarben und bis 1810 innehatten. Unter Johann Georg II. von Königsfeld, von 1717-1731 kurbayerischer Gesandter auf dem Immerwährenden Reichstag Regensburg, entwickelte sich das Schloss zu einem der prachtvollsten Landschlösser Altbayerns und zu einem der beliebtesten Gesellschaftsorte des Reichtages. Dies änderte sich erst mit dem wirtschaftlichen Niedergang der Familie im späten 18. Jahrhundert. Im April 1809 wurde das Dorf nach der Schlacht von Eggmühl von den fliehenden Österreichern und den nachrückenden französischen Truppen unter Napoleon Bonaparte schwer geplündert, wovon es sich nur sehr langsam erholte.
1810 kam der Besitz an die Freiherren von Cetto und 1834/1835 an das Haus Thurn und Taxis, worauf sich ein fürstliches Landwirtschaftsgut entwickelte. Das Schloss ging 1939 in Privatbesitz und 1973 an den Freistaat Bayern.
 

Topografie

Territorial war Alteglofsheim im alten Reich ein niederbayerischer Ort in dem zum Rentamt Straubing gehörigen Landgericht Haidau. Bei der Landesorganisation 1808 fiel der Ort an den Regenkreis, 1838 an den Regierungsbezirk Oberpfalz und gehört seitdem zum Bezirksamt und späteren Landkreis Regensburg. Die heutige Gemeinde entstand 1818. Das fürstlich Thurn und Taxis‘sche Patrimonialgericht Alteglofsheim wurde 1848/49 aufgelöst und dem Landgericht Stadtamhof, 1857 dem Landgericht Regensburg unterstellt.
Siedlungsgeografisch sind zwei Hügel von Bedeutung, auf denen sich die Prinzipalbauten des Ortes entwickelten: auf der Nordseite der Kirchenhügel mit der Pfarrkirche und dem Friedhof, auf der Südseite der Hügel mit der Burg, die im späten Mittelalter „arx in colle“ (Burg auf einem Hügel) angesprochen wurde. Das Umland des Dorfes ist nach Westen und Süden hügelig und geht nach Osten in die flache Ebene des Gäubodens über. Das Schloss, wohl hervorgegangen aus einem Weiherhaus und im 18. Jahrhundert der barocke Schlosspark mit seinen zahlreichen Brunnen, Kanälen und Wasserspielen profitierten vom Wasserreichtum des Dorfes, der durch Bäche aus dem südwestlichen Umland gespeist wurde. Denkbar ist, dass die Senke zwischen den beiden Hügeln, die östliche Thalmassinger und die Landshuter Straße, früh ein sumpfiges oder morastiges Gebiet darstellte. Als dritter Sonderbereich ist wohl seit dem 16. Jahrhundert der an der Mündung der beiden Hauptstraßen gelegene Gasthof (siehe Landshuter Straße 1) anzusehen. Eine Altwegespinne gab es am westlichen Dorfeingang Thalmassinger Straße / Köferinger Weg / Lehelweg. Am östlichen Dorfende führten Altstraßen bzw. Altwege nach Osten und Nordosten Richtung Donau über Moosham und Aukofen/Mintraching (zum dortigen Altstraßenverlauf siehe unter Wieskapelle).

Der Altort lässt sich noch relativ gut ablesen. Die nördliche Grenze verlief in gerader Linie auf den rückwärtigen Grundstücksgrenzen zwischen Thalmassinger und Birkenstraße am Kirchenrand nach Osten bis zur Riedstaße, von dort nach Süden auf der östlichen Seite der Landshuter Straße bis zur Jahnstraße und zeilenförmig weiter nach Süden bis auf Höhe des Schützenrings. Die südliche Grenze verlief entlang der Südseite der Jahnstraße, wo sich an den dortigen Anwesen noch eine relativ regelmäßiger Grenzverlauf abzeichnet. Den westlichen Endpunkt der Südseite bildete der südliche Ökonomiehof des Schlosses. Im westlichen Teil des Dorfes verlief die Grenze bei den Anwesen an der Südseite des Moosweges bis zum heutigen Bergweg. Mittig des Hofstättenblocks lässt sich die alte Westgrenze nach Norden verfolgen, wobei der Dreifaltigkeitsweg die Wegeachse bildet. Die Nordwestecke zeichnet das Eckanwesen Thalmassinger Straße 22 ab, an dem der alte Fußweg nach Köfering führt.
Vom Siedlungscharakter ist der auf der Uraufnahme dargestellte Altort ein Haufendorf, das sich an zwei Hauptstraßen orientierte. Während die B 15 als Umgehung heute den wichtigsten Zubringer darstellt, bildete jahrhundertelang der Straßenzug und Landshuter / Thalmassinger Straße mit ihrer westlichen Gabelung zur Lindenstraße die Ost-West-Achse, die um die Schlossmauer herum nach Süden in Richtung Landshut weiter verlief. Ebenso wichtig war die von Norden herkommende Landstraße nach Regensburg und Landshut, die dem Verlauf der heutigen Bahnhofstraße entspricht. Einen Marktplatz in diesem Sinne gab es nach der Uraufnahme nicht, am ehesten wäre die Landshuter Straße in ihrer unregelmäßigen Breite als eine Art von Straßenmarkt anzusprechen. Der bogenförmige Verlauf des nur noch zur Hälfte bestehenden Moosweges ist mit einem Wasserlauf zu erklären (siehe Thalmassinger Straße 5).
Ein mittelalterlicher Siedlungskern ist wohl zwischen Kirche und Schloss zu erkennen; doch die Uraufnahme überliefert eine heterogene Siedlungsstruktur, die nur am westlichen Ortsrand gleichmäßigere Flächen zeigt. Die Anwesen orientierten sich überwiegend handtuchförmig zur Straße mit rückwärtigen Gärten. Die Hofformen stellen sich auf der Uraufnahme uneinheitlich dar. Es gab zahlreiche Anwesen mit Einfirsthöfen bzw. Wohnstallhäusern, dazu Haken- und Zwiehöfe, bisweilen (offene) Dreiseithöfe, aber – abgesehen vom Gasthof – keine Vierseitanlagen.
Hinweise auf eine Dorfbefestigung, wie Mauer, Scheunenrand oder Etter lassen sich aus der Uraufnahme nicht erkennen. Am östlichen Beginn der Lindenstraße ist jedoch eine auffallende Verengung der Passage durch zwei im Winkel zu einander stehende Wohnhäuser zu bemerken; das nördliche stand neben Lindenstraße 2, das südliche auf dem heutigen Parkplatz. Eine Verengung der Thalmassinger Straße gab es am westlichen Dorfeingang auf der Höhe des Dreifaltigkeitsweges und am östlichen Zugang an der Einmündung der Riedstraße.
Abgesehen vom Schloss und seinem direkten Umgriff und wurde der historische Bestand an bäuerlichen oder Handwerkeranwesen im 20. Jahrhundert völlig ausgelöscht oder stark überformt; das einzige weitgehend intakte Haus bildet Thalmassinger Straße 5. Die traditionellen Hausformen stellten entweder eingeschossige Wohnstallhäuser oder zweigeschossige Satteldachhäuser mit Bändergliederung dar.

 

LITERATUR:

CODREANU-WINDAUER Silvia, Die Ausgrabungen im Schloss Alteglofsheim – ein Zwischenbericht, in: Das archäologische Jahr in Bayern 1992, Stuttgart 1993, 153-155

CODREANU-WINDAUER Silvia und KIRCHNER Walter, Die Ausgrabungen im Schloss Alteglofsheim, in: UNIVERSITÄTSBAUAMT REGENSBURG (Hg.), Bayerische Musikakademie Schloss Alteglofsheim, Sanierung der Schlossanlage 1992-2002, Regensburg 2003, 24-29

JANNER Ferdinand, Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1, Regensburg 1883, 117-118

PIENDL Max, Alteglofsheim, in: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands VII, Bayern, Stuttgart, 31981, 8-9

SCHWARZ Helga, Alteglofsheim. Das Dorf und seine Menschen in alten Bildern, Horb am Neckar 2007

SCHWARZ Helga, Alteglofsheim 1949-2009. Bilder erzählen Geschichten, Horb am Neckar 2010