Wieskapelle zum gegeißelten Heiland

Alteglofsheim

  • Zeittafel

    1748 Errichtung; Einweihung am Fest der hl. Magdalena (22. Juli)

    1888 Sanierung 

    1889 Neufassung des Altars

    Um 1900 Vorbau (?)

    1951 Gesamt-Neufassung

    1968 Starke Beschädigung des vorderen Kapellenteils 

    1969 Reparatur und Wiederaufbau

    1978 Diebstahl mehrerer Figuren

    1989 Innenrenovierung der Raumschale; Austausch des Sockelputzes und neuer Anstrich; Einsetzen des schmiedeeisernen Eingangstores.

    Um 1995 Ausbesserungen und Teil-Neufassung des Altars 

    2009 Einsetzen neuer Fenster. Neubefestigung des Altars an der Wand

    2011 Befunduntersuchung 

    2018-2019 Umfangreiche Restaurierung mit Substanzsicherung; Ergänzung fehlender Figuren
     

  • Beschreibung

    Topografie

    Die Kapelle wurde auf der Westseite an der Altstraße von Köfering nach Langenerling, einem Streckenabschnitt der Salzstraße von Salzburg nach Regensburg, errichtet. 

    Die Straße nach Langenerling, 1783 als „alter Steig nach außerhalb Eglofsheims“ bezeichnet, existiert nicht mehr, zeichnet sich aber wohl im Luftbild noch ab. Bei der Kapelle zweigte ein von einem Wassergraben begleiteter Weg nach Osten ab, der zum „Eglofsheimer Weg“ (heute Mooshamer Weg) führt, der in seinem letzten Abschnitt vor Moosham „Kreuzweg“ hieß, nach den einst hier stehenden Kreuzwegstationen. Der aus Alteglofsheim heranführende Wassergraben (siehe Thalmassinger Straße 5) vereinigt sich kurz nach der Kapelle mit dem ebenfalls vom Dorf kommenden Rochusgraben und mündet nach rund drei Kilometern hinter Moosham in die Pfatter. 

    Das Kapellengrundstück wurde offenbar aus einem Feld geschnitten, das auf der Uraufnahme der Haus Nr. 57 (heute Riedstraße 6) gehörte.
     

    Geschichte

    Die Wieskapelle hat eine höchst bewegte Geschichte. 1748 wurde sie vom gräflich-königsfeldischen Hofkammerrat Anton Maximilian Zehetner gestiftet und finanziert, dem Verwalter von Schloss Alteglofsheim. Bald einsetzende Gebetserhörungen führten zur Entstehung einer zeitlich und räumlich auf die Orte Alteglofsheim, Langenerling, Mintraching, Moosham und Sengkofen begrenzten kleinen Wallfahrt, von der noch einige im Pfarrarchiv Alteglofsheim aufbewahrte Votivtafeln zeugen. Der Hofkammerrat Zehetner stiftete 1750 neben der Kapelle eine Klause, deren hier von 1751 bis 1776 sechs ansässige Eremiten die Kapelle und somit auch die Wallfahrt betreuten. Von der Klause gibt es keine Spuren mehr; es dürfte sich um einen Holzbau gehandelt haben. Im Zusammenhang mit dieser kleinen Wies-Wallfahrt ist die 1810 nachweisbare Setzung von Kreuzwegstationen bei Moosham zu sehen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts verloren.

    Die Lage „auf der Wiese“ war von der damals aufblühenden Wallfahrt Zum gegeißelten Heiland auf der Wies beeinflusst; der Bau der großen Wallfahrtskirche in Steingaden (Lkr. Weilheim-Schongau) hatte drei Jahre vorher begonnen. Zehentner ließ 1747 von dem (bislang unter dieser Schreibweise nicht nachweisbaren) Bildhauer Melchior Milagger in Huglfing im Pfaffenwinkel (Lkr. Weilheim-Schongau) die Figur des gegeißelten Heilands schnitzen und mit dem Gnadenbild der Wieskapelle berühren („so vorhero an dem gnauhn Bilt auf der Wiß bey Steingaden anberührtet wortin“); Milagger hat sein Bild auf der Rückseite signiert.

    1888-1889 lassen sich Sanierungen feststellen, sowohl baulich als auch mit der Neufassung des Altars. Letzterer wurde 1889 durch den auch in Scheuer und andernorts tätigen Schierlinger Maler Christian Engleder neu gefasst. Bauliche Erneuerungen fanden um 1900 mit der Errichtung eines Vorbaus auf zwei Pfeilern und der Neufassung der Raumschale um 1928 (Malersignatur) statt. Der häufig im Raum Selb tätige und im Schloss Alteglofsheim lebende Maler Georg Platzek führte 1951 eine weitere Neufassung des Altars durch (bez. „G. Platzek pinxit“), die auch die Grundlage der letzten Sanierung 2018-2019 wurde. Dem Umsturz einer Linde bei einem Sturm 1968 fiel das Dach zum Opfer, sodass im Jahr darauf die Kapelle wiederaufgebaut und dabei weitgehend erneuert wurde. 1978 verschwanden bei einem Einbruchdiebstahl zwei Engelsfiguren und die beiden Altarfiguren der Hll. Maria und Johannes auf Nimmerwiedersehen. Die Figur des gegeißelten Heilands wurde daraufhin entfernt und in der Pfarrkirche zwischengelagert. Bei der letzten Sanierung wurden die gestohlenen Bildwerke nach alten Fotografien von Peter-Alois Brutler, Parsberg, nach Modellen von Friedrich Mayet, Unterammergau, neu geschaffen und die Figur des Wiesheilands wieder aufgestellt.
     

    Beschreibung

    Der in der Ebene zwischen den Türmen der Pfarrkirchen Alteglofsheim und Moosham weithin sichtbare, stattliche Bau ist ein landschaftsprägendes Denkmal. Stifter Anton Maximilian Zehetner selbst spricht von der „zimlich groß und sauber erpauten Capelln“.

    Die von Südosten nach Nordwesten ausgerichtete Kapelle, ein schlanker und hoher Bau, trägt ein abgewalmtes Satteldach. In der Giebelfront steht über einem korbbogigen Eingang eine halbrunde Figurennische. Beide Fenster an den Langseiten mit ihrer stichbogig abgeschlossenen Bassgeigenform verweisen auf die Entstehungszeit gegen Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigen das Bestreben nach einem modernen Erscheinungsbild.

    Von der bauzeitlichen Innenausstattung sind der Altar und das zweireihige Gestühl mit geschnitzten Bandelwerkwangen erhalten.

    Der Altar mit seinem Zweisäulenretabel, mit einer Höhe von rund fünf Metern für eine Feldkapelle außergewöhnlich groß, verdeutlicht Anspruch und Absicht des Stifters. Die gebauchte Mensa wird von den hohen Piedestalen der beiden freistehenden korinthischen Säulen des Altaraufsatzes flankiert. Ihr spitzwinklig vorstoßendes Gebälk ist leicht konkav angelegt und erzeugt so den Eindruck einer gewissen Raumhaltigkeit. Das bewegte Tabernakel zeigt zwei gedrehte Säulen neben einer aufgebogenen Nische. Darauf steht die Figur des gegeißelten Heilands von Melchior Millagger, Huglfing, 1747. Im Auszug gehört auf der nach unten geöffneten C-Spange in Scheibenwolken sichtbare Figur Gottvaters ebenfalls noch zur bauzeitlichen Altarausstattung, doch die beiden Engel und die Figuren Marias und Johannes sind Neuschöpfungen von 2018 (siehe oben). Auf den seitlichen Ohren des Auszugs bäumen sich kleine Rocaillen auf. 

    Die Frage nach dem Schöpfer des Altars führt (mit aller Vorsicht) in die Werkstatt von Franz Anton Neu in Prüfening; die hagere, bewegte Figur Gottvaters erinnert an ähnliche Werke des jungen Bildhauers Simon Sorg, der in der Werkstatt Neus seine Ausbildung erfuhr. 

    Andere Ausstattungsstücke stammen aus dem Besitz der Pfarrkirchenstiftung Alteglofsheim.

     

    Empfohlene Zitierweise:

    Wieskapelle zum gegeißelten Heiland, publiziert am 09.01.2025, in: Monumenta – Denkmaldigital, URL: <https://www.monumenta.de/liste/detail/m/baudenkmaeler-46903-d-3-75-113-11> (Datum des Zugriffs)
     

  • Quellen

    Landratsamt Denkmalregistratur Alteglofsheim:

    ARCHITEKTURBÜRO MICHAEL FEIL, Dokumentation der Sanierung 2018-2019

    ANHÄUPL Stephan, Dokumentation Befunduntersuchung / Schadenskartierung / Maßnahmenkatalog Wieskapelle / Altar in Alteglofsheim (Fa. Rudolf und Martin Eis, Lappersdorf), 2018

    ZUBER Stephanie, Alteglofsheim Wieskapelle. Inneninstandsetzung G-2018 (archäologische Begleitung)

  • Literatur

    HEINDL Richard, Die Wieskapelle zum gegeißelten Heiland bei Alteglofsheim, Alteglofsheim 2020

    GIEGERICH Gerhard, Wanderung zur Wieskapelle; Neue Details zur Entstehungszeit, in: Donau-Post, 09.01.2016

    JAUMANN Michael, Sensationelle Funde in alten Akten. Die Alteglofsheimer Wieskapelle sollte Ziel einer bedeutenden Wallfahrt werden“, in: MZ 20.01.2016

    SCHNIRLE Joseph, Geschichte der Pfarrei und ehemaligen Hofmark Alteglofsheim, in: Kalender für katholische Christen 1911), Sulzbach 1911, 84-109, hier 94-95