1721-1722 Erbauung des neuen Marstalls
18./19. Jh. Abteilung eines Stalls in den beiden südlichen Jochen; Innenumbauten
1895 Einrichtung einer landwirtschaftlichen Brennerei
2013 Einstellung des Brennereibetriebes
2016 Erwerb durch den Freistaat Bayern
Topografie
Der von zwei Pavillons flankierte Bau steht in der Südwestecke des nördlichen Ökonomiehofes; nach Norden schließen sich die ehem. Remisen an, sodass die Westseite des Schlossareals durch einen massiven „Scheunenrand“ abgeschlossen ist.
Geschichte
Johann Georg II. von Königsfeld ließ 1721-1722 durch den kurfürstlichen Hofmaurermeister Michael Wolf aus Stadtamhof einen neuen Marstall errichten und unter Hinzuziehung von Künstlern und Handwerkern, die auch im Schloss tätig waren, repräsentativ ausgestalten: Stuckator Joseph Hepp aus Burghausen, Maler Joseph Offenhuber aus Regensburg, Bildhauer Johann Wagner aus Ellingen und Steinmetz David Scherer aus Regensburg.
Beschreibung
Zwei zweigeschossige Pavillons mit Walmdächern, von denen der südliche in der Uraufnahme als Wohnhaus eingetragen ist, flankieren einen langgestreckten eingeschossigen und traufständigen Satteldachbau.
Ursprünglich besaß der Mitteltrakt ein mittleres Einfahrtstor zwischen je drei hochgelegenen Fenstern, darüber eine Aufzugsgaube für den Heu- und Strohboden im Dachgeschoss. Die Hoffassade war als Repräsentationsseite angelegt; eine Bauaufnahme von 1862 zeigt geschweifte Fensterumrahmungen und ein Rundbogenportal mit Pilastern, fasziertem Gebälk mit reichem bildhauerischen Schmuck in den Zwickeln sowie einer möglicherweise gemalten Halbfigur einer Frau im verzierten Bogenfeld auf dem Sturzgebälk.
Der Fassade wurden schon im 19. Jahrhundert Vorbauten vorgesetzt. Heute prägen das Äußere der Fabrikschlot der Brennerei und die ältere hohe Ladeluke. Das Erdgeschoss ist eine tonnengewölbte siebenachsige Halle, von der im 18./19. Jahrhundert zwei Joche als neuer Stall abgeteilt wurden; schon 1884 zeigt ein Plan eine kleinräumige Innenaufteilung. Seit der Aufnahme des Brennereibetriebs 1895 geschahen weitgehende Eingriffe durch den Einbau der notwendigen technischen Anlagen. Erhalten sind nach dem Rückbau 2013-2016 nur die Reste der Kartoffelförderanlage und die Kesselanlage im hofseitigen Vorbau. Der nördliche Pavillon wurde im Rahmen der Baumaßnahmen für die Musikakademie als Teil des Gästetrakts adaptiert.
Der ehem. Pferdestall gehört dem Bautyp des Marstalls als langgestrecktem Einflügelbau an. Die Rahmung der Fassade bilden die beiden zweigeschossigen und zweiachsigen Eckpavillons, in deren Walmdachflächen mit einem Höhenversatz das Hauptdach einschneidet. Der rechte Pavillon zeigt eine Ecknutung und Bändergliederung, die Fensterrahmen zeigen an beiden Bauten eine feine Ohrung. Im südlichen Pavillon, der als Wohnhaus diente, sind einige Fenster vermauert. Hier gibt es einen eigenen Hauseingang in der einachsigen Nordseite. Auf der Südseite zeigt der Eckpavillon eine vierachsige Fenstergliederung. Hier gab es einen eigenen Hausgarten.
Den letzten Eindruck der barocken Fassadengestaltung bewahrt derzeit die Rückseite an der Jahnstraße mit sechs barocken Bassgeigenfenstern, wenngleich teilweise ausgebrochen und erweitert. Die beiden Flankenbauten sind auf dieser Seite zwei- und einachsig angelegt. Unter den Traufen gibt es allseitig Profilgesimse.
Empfohlene Zitierweise:
Ehem. Marstall, Brennerei, publiziert am 09.01.2025, in: Monumenta – Denkmaldigital, URL: <https://www.monumenta.de/liste/detail/m/baudenkmaeler-139404-d-3-75-113-12> (Datum des Zugriffs)
Landratsamt Regensburg, Denkmalregistratur, Alteglofsheim
Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv, Regensburg
Staatliches Bauamt Regensburg (ehem. Universitätsbaumt)
RIBEIRO Bezerra Renato, Brennereigebäude am Schloss Alteglofsheim, MA FH., Ms., Regensburg, 2020
MORSBACH Peter, Schloß Alteglofsheim bei Regensburg. Geschichte und Gestalt eines altbayerischen Adelssitzes. Diss. Univ., Ms. Bamberg 1987, 322-324