1705 Erbauung mit Blockstube im Dachgeschoss
1. Hälfte 19. Jh. Größerer Umbau im Erdgeschoss mit veränderter Raumstruktur; Einbau einer zweiten Blockbau-Schlafkammer im Dachgeschoss
Um 1910 Einrichtung der Wagnerei durch Simon Aufschläger
2. Hälfte 19. Jh. Abbruch des Stalls an der Südseite; Bau eines Wohnhauses an seiner Stelle
Anfang 20. Jh. Einbau der heutigen Treppe.
2. Hälfte 20. Jh. Weitere Innenumbauten; Abbruch des angebauten Wohnhauses und Ersatz durch eine Garage
Topografie
Das straßenbildprägende Haus steht als Eckanwesen an der Einmündung des Moosweges in die Thalmassinger Straße; die Uraufnahme zeigt an der nördlichen Grundstücksgrenze einen in Richtung Osten verlaufenden, wohl vom südwestlich des Dorfes liegenden Heidenbuckel (alt Haidenbuckel) herabkommenden Bach. Dieser entfloss an der alten, nicht mehr bestehenden Einmündung des Moosweges in die Lindenstraße einem Teich, der auf der Westseite des heutigen Anwesens Lindenstraße 3 angelegt war. Dort steht jetzt eine Remise.
Der Moosweg kennzeichnet, wie der Name vermuten lässt, in seiner Bogenform den früheren Verlauf oder einen früheren Arm dieses Baches, dem auch die Grundstücksgrenzen folgen und der im späteren östlichen Verlauf durch die Irrnwiesen hinter Moosham in die Pfatter mündet.
Das Anwesen mit der alten Grundstücksnummer 31 umfasste bei der Uraufnahme bis zu einer Erb- oder Kaufteilung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (möglicherweise 1876) auch das Nachbargrundstück Thalmassinger Straße 3 a (alt Nr. 32). An der Thalmassinger Straße liegt die (von einem auf der Uraufnahme doppelwinkelförmigen Gebäude flankierte) Zufahrt. Auf der Südwestseite verzahnte sich das Grundstück mit dem Anwesen Nr. 35. Das alte Grundstück lässt sich in seiner Gesamtanlage noch ablesen. Nachweislich im 19. Jahrhundert diente das Anwesen als Schmiede und Schlosserei, seit etwa 1910 als Wagnerei.
Das Wohnhaus steht in Nord-Südrichtung an der westlichen Grundstücksseite. Auf der Uraufnahme ist es als Wohnstallhaus mit einem nördlichen Wohn- und einem südlichen Wirtschaftsteil – sicherlich ein Stall – eingetragen. Die südliche Grenze des Anwesens nahm ein separat stehender Stadel ein (anstelle des heutigen neuen Wohnhauses), der bei der Grundstücksteilung dreigeteilt wurde.
Geschichte
Vom historischen Baubestand ist nur der Wohnteil erhalten. Die Erbauung erfolgte bis 1705, eine dendrochronologische Untersuchung weist einen Zeitraum von 1691-1705 nach. Umbauten im Laufe des 19. Jahrhunderts führten zu Änderungen der Innenstruktur und zum Abbruch des Stalls, der durch ein zweigeschossiges Wohnhaus ersetzt wurde.
Das anstelle des Stalls an der Südseite des alten Hauses im 19. Jahrhundert erbaute neue Wohnhaus war ein gestelzter, zweigeschossiger Satteldachbau mit einem mittleren Eingang auf der Hofseite. Im Erdgeschoss gab es beiderseits des Eingangs je zwei, im Obergeschoss durchlaufend insgesamt fünf Fenster. Die südliche Giebelwand des alten Hauses wurde für den Neubau erhöht und nach dem Abbruch des Hauses im 20. Jahrhundert im oberen Teil (Ortgang) neu aufgemauert. Von diesem Wohnhaus stehen noch diese Giebelwand und ein Mauerstumpf an der Südostecke; Farbreste alter Zimmerwandbemalungen sind erhalten. Später entstanden an seiner Stelle eine Garage und ein giebelparalleles eingeschossiges, kleines Wohnhaus.
Beschreibung
Den hohen Giebel seines steilen Satteldachs wendet das eingeschossige, massive Wohnhaus nach Norden der Thalmassinger Straße zu. Durch den vorgelagerten Wurzgarten steckt das Erdgeschoss teilweise im Boden. Vier Fenster lassen hier noch die ursprüngliche Innenraumdisposition aus zwei großen Zimmern, der Eckstube zum Hof und der späteren Wagnerwerkstatt zur Straßenmündung erkennen. Den Giebel prägt eine unregelmäßige, zweigeschossige Befensterung mit drei großen, nach rechts verschobenen Kammerfenstern und einem linken, kleineren Fenster im unteren und einem mittigen Fenster im oberen Geschoss. Die Unregelmäßigkeit der unteren Fensterreihe ist mit dem Einbau einer zweiten Schlafkammer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu erklären, für die das linke Fenster eingebrochen wurde.
Der Hauseingang liegt auf der Hofseite links neben den Resten des abgebrochenen Wohnflügels. Es schließen sich drei querrechteckige Fenster mit Mittelpfosten, senkrechtem Gitterstab und Klappläden an, deren im Vergleich zur Giebelseite kleinere Abmessungen darauf hindeuten, dass sie noch das bauzeitliche Format besitzen. Die Fenster des Hauses stammen überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Die Haustür zeigt eine sechsteilige Felderung mit eingeschobenen und abgegründeten Füllungen.
Die Westseite zum Moosweg hat drei Fenster vom selben Typ wie an der Hofseite, von denen das rechte Fenster leicht abgesetzt ist. Die südliche Giebelseite überragt als Bruchsteinmauer das Satteldach; deutlich ist die Erneuerung der Mauerkrone zu erkennen. An der Giebelwand sind die Schlaudern von zwei Zugankern zu erkennen, die wohl nach dem Abbruch des neuen Wohnhauses statisch notwendig wurden.
Das Haus vertrat bei seiner Errichtung den Grundrisstyp des Mittelflurhauses. Hinter der Eingangstür erstreckt sich der breite Fletz als gemeinsame Erschließung des Wohnteils und des Stalles. Die wandseitig anliegende Treppe wurde im späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts erneuert. Die bauzeitliche Rauchkuchl und beiden großen Stuben an der Nordseite wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals umgebaut. Aus der Erbauungszeit 1705 blieben einige Tür- und Fensterbeschläge erhalten.
Eine baugeschichtliche Besonderheit des Hauses sind in der unteren Ebene des zweigeschossigen Kehlbalkendachs zwei in Blockbauweise errichtete Kammern, von denen die ältere aus der Erbauungszeit 1705 und die jüngere aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen.
Trotz späterer Umbauten im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts konnte das alte Haus sein überliefertes Erscheinungsbild bewahren. Daher kommt ihm als dem einzigen im Dorf erhaltenen Beispiel eines Wohnstall- und Handwerkerhauses aus dem frühen 18. Jahrhundert eine besondere ortsgeschichtliche Bedeutung zu.
Empfohlene Zitierweise:
Ehem. Schmiede und Wagnerei, publiziert am 09.01.2025, in: Monumenta – Denkmaldigital, URL: <https://www.monumenta.de/liste/detail/m/baudenkmaeler-46902-d-3-75-113-10> (Datum des Zugriffs)
Landratsamt Denkmalregistratur Alteglofsheim:
DIETRICH, Monika, Ehem. Wagnerei –Thalmassinger Str. 5 – 95087 Alteglofsheim - Lkr. Regensburg, Juli-Oktober 2022 (Voruntersuchung)
SCHWARZ Helga, Alteglofsheim. Das Dorf und seine Menschen in alten Bildern, Horb am Neckar 2007, 14
SCHWARZ Helga, Alteglofsheim 1949-2009. Bilder erzählen Geschichten, Horb am Neckar 2010, 29