Schlosspark

Alteglofsheim

  • Zeittafel

    1324 Erwähnung eines Baumgartens vor der Burg

    15./16. Jh. Errichtung der Schlossparkmauer

    1702 Errichtung eines Gartensaals 

    Bis 1705 Anlage von Brunnen und Wasserwerken

    1710-1715 Anlage des französischen Lustgartens

    1745 Abbruch des Gartensaals

    1733, 1746/47 Errichtung der Orangerie, Gewächs- und Treibhäuser

    1774-1847 Umgestaltung in einen Landschaftsgarten

    1781 Abbruch der Wassertreppe bzw. Kaskade

    1788 Errichtung der Gartentreppe

    1849 Verpachtung und Aufteilung des Parks

    1949 Eintrag des Parks als Flächennaturdenkmal

    1973 Erwerb des Rumpfparks durch den Freistaat Bayern 

    1997 Parkpflegewerk; Grabungen mit der Dokumentation von Resten der barocken Anlage

    1999-2000 Neugestaltung des Wegesystems des Landschaftsgartens; Wiederherstellung der barocken Sichtachse; Rekonstruktion des Zwergelgartens; Instandsetzung der Parktreppe; Aufstellung eines modernen Brunnens im östlichen Schlosshof und Anlage der Freispielfläche.
     

  • Beschreibung

    Topografie

    Der von einer möglicherweise im Kern mittelalterlichen Mauer umgebene Schlosspark nimmt die gesamte Fläche östlich des Schlossgebäudes und des Schlosshofes ein und wird auf der Nord- und Ostseite von der Landshuter Straße und auf der Südseite von der im Winkel geführten Jahnstraße umfahren. 7

    Die Anlage ist zweigeteilt: Das nördliche Drittel befindet sich als Gärtnerei im Privatbesitz und ist daher überwiegend mit Gewächshäusern überbaut; der Rest besteht weiterhin als Englischer Park bzw. Landschaftsgarten, aus dem der Bereich des rekonstruierten Zwergelgartens auf der Südseite des Schlossgebäudes ausgenommen ist. Neben der wiederhergestellten barocken Sichtachse vom Salet des Schlosses über die Schlossmauer Richtung Langenerling und Oberehring sind die Grundstrukturen der barocken Anlage ablesbar geblieben. Die Bewässerung geschieht von alters her durch einen vom südlich gelegenen Eichelberg herkommenden Bachlauf und eines noch heute am Schützenring bestehenden Weihers. Der Bachlauf verläuft heute offen durch den Schlosspark, während er sich auf der Uraufnahme nicht findet. Im 18. Jahrhundert verursachte er an der südlichen Schlossmauer immer wieder größere Schäden.

    Sowohl der barocke als auch der englische Garten sind in Grundrissen und Ansichten überliefert. Auf der Uraufnahme ist zu erkennen, dass auf der Nordostseite eine große ovale Fläche mit einer doppelten Baumreihe und gekreuzten Wegen angelegt war; hier besteht in der Gärtnerei noch heute eine Freifläche. Bei diesem Oval könnte es sich um den Rest des bei Diesel nicht vollständig abgebildetem Dötlgartens gehandelt haben. Ein Wasserlauf durchzog von Westen her den nördlichen Park. Dieser ist ein Abzweig (oder Seitenarm) des Dorfbaches an der Nordseite der Gartenmauer, der heute noch an der Sudetenstraße nach Osten fließt. Vor der Wieskapelle vereinigen sich die beiden Wasserläufe. An seinem westlichen Teil bestand in der Barockzeit eine Rossschwemme an der Schlosseinfahrt (heute steht hier das alte Feuerwehrgerätehaus). Der Zwergelgarten im Süden des Schlossgebäudes ist in der Uraufnahme als Gemüsegarten mit kreuzförmigen Wegen und dem (barocken) Brunnen als Mittelpunkt gezeigt.
     

    Geschichte

    Aus dem Jahre 1324 ist ein Baumgarten vor der Burg überliefert, ein „paumgart auzzerthalben Gmaeurs“. Es handelte sich vermutlich eine umzäunte Wiese mit Bäumen. Noch im frühen 18. Jahrhundert gab es westlich des Schlosses einen Baumgarten, der auf den Stichen von Michael Wening überliefert ist.

    Ein Besuch des Reichsgrafen Johann Georg II. von Königsfeld in Versailles führte in drei Schritten zur Entstehung des barocken Parks. Schon 1702 ließ er durch den Münchner Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi einen Gartensaal, eine Sala Terrena, erbauen. Georg Asam und sein Sohn Cosmas Damian malten die Sala aus, die 1749 abgebrochen wurde. Bis 1705 wurden in der neuen Gartenanlage Brunnen- und Wasserwerke angelegt.

    Kurfürst Max Emanuel von Bayern hatte 1706 seinen Gärtner Matthias Diesel zur Ausbildung in die Werkstatt André le-Nôtres nach Versailles geschickt. Königsfeld gelang es, Diesel nach seiner Rückkehr aus Frankreich nach Alteglofsheim zur Anlage eines neuen Lustgartens zu verpflichten. So erhielt er als erster im Kurfürstentum einen Park nach der neuesten französischen Mode.

    Der in historischen Darstellungen überlieferte Grundriss zeigt einen typischen Garten nach dem für ganz Europa bestimmenden Vorbild von Versailles. Alle Elemente des klassischen französischen Parks sind erkennbar: Das Schloss steht über dem tiefergelegenen Park; seit 1730 bildet das Salet im Westflügel den Ausgangs- und Endpunkt der Blickachse. Der Garten bestand aus einer Mischung von Pflanzen- und Wasseranlagen. Springbrunnen, eine Kaskade und Wasserbecken gehören zu wichtigsten Bestandteilen eines französischen Parks. Direkt unterhalb des Gartensaals Viscardis, der Sala Terrena, erstreckte sich das Hauptparterre. Es bestand aus prachtvollen Blumenrabatten mit Teppichmustern, Buchsbaumeinfassungen, zu Mauern geschnittenen Hecken, Wasserspielen und Alleen.

    Den Abschluss bildete die große Wasserkaskade, hinter der der Lustwald mit seinen Bäumen und Salons lag. Eine Öffnung in der östlichen Gartenmauer verlängerte den Blick in Richtung Langenerling über eine in der Uraufnahme eingetragene Allee, deren Verlauf als baumlose Flurstraße noch besteht.

    Beiderseits des Hauptgartens bestanden die Nebenanlagen: auf der Nordseite der Dötl- und der Kuchelgarten, in dem die Küchenkräuter angepflanzt waren, und auf der Südseite neben dem Hauptparterre das „Boulingrin“ und der Zwergelgarten.

    1733 und 1746/47 wurden die Orangerie, Gewächs- und Treibhäuser errichtet. Ab 1774 begann der langsame Wandel zum englischen Landschaftsgarten: Wasserbassins wurden zugeschüttet, die Parterres eingeebnet, Hunderte von Obstbäumen gepflanzt und schließlich die Kaskade abgetragen, ein neues Wegesystem angelegt und neue Gartengebäude errichtet. 1788 entstand die heutige Gartentreppe mit einem Sommer-Salet darunter. Beim Übergang an das Haus Thurn und Taxis 1847 hatte sich der Park endgültig in einen Landschaftsgarten verwandelt.
     

    Bestehende und noch ablesbare Gartenbestandteile

    Die Schlossparkmauer endet bzw. beginnt am ehemaligen Gärtnerhaus, dem Torhaus des äußeren Schlosshofes. In ihrem unregelmäßigen Verlauf überliefert die aus Bruchstein und Ziegel errichtete Mauer einen jedenfalls vorbarocken Grenzverlauf; unklar ist dies jedoch im Fall des Zwergelgartens. Bei der Errichtung des Billards 1731 wurde ihr Verlauf an der Westseite nicht verändert, sodass sie leicht ausmittig auf das Gebäude stößt. Das südwestliche Eck besetzt ein Schalenturm mit Schlüsselscharte; an der Südseite steht eine schlichte Torwand mit Rundbogenöffnung, die am ehesten als Bedienungstor für die Schlossgärtnerei zu verstehen ist. Im Südosten gibt es eine Pforte (hier zeigt die Uraufnahme einen weiteren Schalenturm) an der Nordostecke ist eine solche zugesetzt. Teileinstürze der Mauer sind immer wieder belegt. Ihnen ist wohl die abschnittweise Abstützung mit Böschungspfeilern an der Südseite, der Südostecke und der Ostseite geschuldet. Die Absenkung der Mauer in der Ostseite ist der Anlage der Blickachse des barocken Parks geschuldet. Hier bilden zwei gebänderte Pfeiler mit profilierten Deckplatten die Rahmung.

    Der Pleasureground. Die heutige Schlosswiese, in der englischen Gartenarchitektur als „pleasureground“ bezeichnet, entstand anstelle des seit 1710/1711 angelegten Hauptparterres. Es bestand aus „Broderien“, Blumenrabatten in Teppichmustern, einer Mittelallee und zwei Seitenalleen, Wasserbecken, sowie Brunnen und wurde von einer als Mauer geschnittenen hohen Hecke eingefasst.

    Die Kaskade. Die 1781 abgebrochene Kaskade war das Prunk- und Herzstück des Parks. Sie bestand aus mehreren Stufen, über die sich das Wasser in ein geschwungenes Becken ergoss. Seitliche Rampen führten zu einer mit Vasen besetzten Galerie, die einen schönen Blick auf das Hauptparterre bot. Letzter erkennbarer Rest der Anlage ist der rampenförmige Geländesprung am Abschluss der Schlosswiese.

    Der Lustwald lag als östlicher Parkabschluss über dem Hauptparterre und war in Form eines Fünfauges angelegt. Seine Mittelachse bildete Wasserbecken mit dem mittleren Springbrunnen. Diagonalachsen führten zu vier weiteren Springbrunnen. In den Querachsen lagen seitlich Wasserbecken, deren Position sich noch heute erkennen lässt. Den Abschluss bildete ein halbrundes Becken vor der hier abgesenkten und mit einem Gitter unterbrochenen Schlossmauer, das als Bodenvertiefung erhalten blieb. Zwischen den Bäumen wuchsen halbhohe Buchsbaumhecken.

    Die Nebengärten und die Orangerie. Nördlich des Hauptparterres und des Lustwaldes lagen der „Dötlgarten“, in dem wohl Tiere gehalten wurden, und der Kuchlgarten zum Anbau von Kräutern und Gemüse für die Schlossküche. An ihrer Stelle erstreckt sich der Parkplatz.

    Das Gelände der heutigen Gärtnereigehörte ebenfalls zum Schlosspark. Hier standen in einem Baumgarten die bis auf das Gärtnerhaus abgebrochenen Gewächs- und Treibhäuser und die Orangerie. Die Orangerie war heizbar, in der die empfindlichen Orangen-, Grantapfel-. Limonen- und Zitronenbäume überwinterten.

    Der Zwergelgarten. Der Zwergelgarten – wohl benannt nach einst hier stehenden kunstvoll geschnittenen Zwergbäumen – wurde als einziger Gartenteil im Jahr 2000 nach den Plänen des Gartenarchitekten Matthias Diesel rekonstruiert. Im mittleren Springbrunnen kreuzen sich Diagonalachsen und führen Längsachsen zu den beiden Salons mit Ruhebänken. Die Einfassung der Rasenparterres „à l’anglois“ besteht aus Buchsbaum.

    Das Boulingrin. An der Südseite des Hauptparterres lag das völlig verschwundene Boulingrin (engl. bowling green), eine etwa einen halben Meter abgesenkte Rasenfläche, die eigentlich Ballspielen diente, hier jedoch durch Brunnen und Wege gegliedert war.

    Der Englische Park. Der seit 1949 als Naturdenkmal eingetragene Englische Park ist mit seinem weiten Wiesengrund, dem kleinen Bach, dem Wald und den geschwungenen Wegeführungen eine typische Anlage des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

     

    Empfohlene Zitierweise:

    Schlosspark, publiziert am 09.01.2025, in: Monumenta – Denkmaldigital, URL: <https://www.monumenta.de/liste/detail/m/baudenkmaeler-138588-d-3-75-113-1> (Datum des Zugriffs)
     

  • Quellen

    Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg

  • Literatur

    DIESEL Matthias, Erlustierende Augenweide in Vorstellung Herrlicher Garten und LustGebäude. Theils inventiert und angelegt, theils nach der dermahligen Sito gezeichnet, Theil I, Augsburg 1717 (Nachdruck Stuttgart 1989), Tf. 14,1 und 14,2

    MORSBACH Peter, Der Lustgarten von Schloß Alteglofsheim bei Regensburg, in: Schönere Heimat 69 (1980), 249-253

    MORSBACH Peter, Grabungen in Schloß Alteglofsheim, Lkr. Regensburg, Oberpfalz. Auf der Suche nach fürstlicher Gartenkunst, in: Das archäologische Jahr in Bayern 1982, 163f.

    MORSBACH Peter, Schloß Alteglofsheim bei Regensburg. Geschichte und Gestalt eines altbayerischen Adelssitzes. Diss. Univ., Ms., Bamberg 1987,

    MORSBACH Peter,Der Lustgarten von Schloß Alteglofsheim. Zum Beginn der französischen Gartenkunst in Bayern, in: Die Gartenkunst 1/1994, Worms 1994, 69-88

    STOCK Karl, Der Schlosspark, in: UNIVERSITÄTSBAUAMT REGENSBURG (Hg.) Bayerische Musikakademie Schloss Alteglofsheim, Sanierung der Schlossanlage 1992-2002, Regensburg 2003, 64-67