Ehem. Gasthaus zur Post

Alteglofsheim

  • Zeittafel

    1598 Erbauung

    17./18. Jh. Außengestaltung

    19./20. Jh. Innenumbauten

    1932 WC-Anbau an der Fassade 

    2012 Notsicherung

    2023 Instandsetzung laufend

  • Beschreibung

    Topografie

    Die Uraufnahme verdeutlicht, dass der Gasthof als Poststation mit der alten Hausnummer 70, abgesehen vom Schloss und dem Umfeld der Pfarrkirche, das größte Grundstück des Ortes war und im Westen bis zum Kirchplatz reichte. Die Uraufnahme zeigt um das im Nordosten stehende Gasthaus eine auf der Südostseite offene mehrteilige Vierflügelanlage mit Stadeln, Stallungen und Kutschenremisen und einer kleinen Grünanlage bei der Einfahrt, an deren Stelle später eine Kegelbahn entstand. Eine in der Uraufnahme nachgetragene Grundstücksteilung entspricht der heutigen Situation mit der abgetrennten und überbauten Westhälfte. Der große Innenhof ist aus der Funktion des Anwesens als Poststation zu erklären. Im 18. Jahrhundert befand sich hier an der Straße zwischen Regensburg und Landshut eine Station der Kaiserlichen Reichspostanstalt im Kurfürstentum Bayern mit reitender und fahrender Post, von 1806-1808 gehörte die Station zur Fürstlich Thurn und Taxis Lehenspostanstalt im Königreich Bayern. Es fanden nicht nur Gastbetrieb und Beherbergung statt, sondern es wurden auch Pferde gewechselt. Für die Kutschen benötigte man den entsprechenden Stellplatz und Wendekreis. Der frühere Name Gasthof zur Post weist noch darauf hin. 

    Die Ortsansicht auf dem Hochaltargemälde in der Pfarrkirche, dem Maler Gottfried Hermann Sagstätter, München (1847-1848 in Alteglofsheim tätig) zugeschrieben, dokumentiert diese Struktur mit einem Vorplatz mit Grünflache und einer Hofmauer mit Fußgängereingang vor dem Haus und breiter Einfahrt zum Innenhof. Der Hof konnte seine historische Struktur bis in die Nachkriegszeit bewahren, die durch ein Luftbild aus der Zeit um 1960 dokumentiert ist: Der große Stallstadel an der Ostseite diente als Pferdestall für den Postbetrieb und später als Fremdenstallung. Links am Gasthaus zurückgesetzt gab es eine Metzgerei; auf der Uraufnahme besteht hier ein Durchgang zur Kirche, der vielleicht im Zusammenhang mit der sonntags nach der Frühmesse geöffneten Fleischbank zu tun hatte. Nach Westen schlossen sich Pferde-, Hühner, Kuh- und Schweinestall an. An der Straße stand seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Kegelbahn, westlich davon lag ein Gemüsegarten.
     

    Geschichte 

    Von diesem umfangreichen Gebäudekomplex steht nur noch das eigentliche Gasthaus, errichtet 1598 (dendrochronologisch datiert). Die Ortsansicht auf dem Hochaltargemälde überliefert das Gasthaus als zweigeschossigen und traufständigen Satteldachbau mit sechs Fensterachsen, bei denen der Hauseingang in der vierten Achse von links steht. Die Ansicht stimmt mit dem erhaltenen Bestand nicht vollständig überein, besonders im Hinblick auf die Breite des Hauses, das auf dem Bild deutlich kürzer wirkt als der Bestandsbau. Dies deutet entweder auf eine ungenaue Wiedergabe oder auf eine spätere Verlängerung des Hauses nach Osten. Die Außengestaltung des Gebäudes geht auf das 17./18. Jahrhundert zurück.  Zu Beginn der 1990er Jahre wurde dringender Sanierungsbedarf angemeldet. Eine Notsicherung wurde 2012 durchgeführt. Eine umfangreiche Instandsetzung findet seit 2023 statt und ist derzeit laufend (Stand: September 2024).
     

    Beschreibung

    Im Erdgeschoss gehören die drei Fenster auf der linken Seite zur Gaststube, hinter der die Küche lag. Die rechte Fassadenhälfte wurde seit etwa 1932 von einem zweigeschossigen Toilettenanbau bestimmt, der im Zuge der jüngsten Instandsetzung abgebrochen wurde. Im Obergeschoss gab es vor 1932 sechs oder sieben Fenster. Drei Fensterachsen in den Vollgeschossen prägen die westliche Seite, zwei und ein Fenster den zweigeschossigen Giebel. Von den Fassadengliederungen mit Eckquaderung, Putzbändern und Fensterschürzen blieb nur erstere übrig.

    Ein profilierter Steinrahmen in der Mitte der linken Seite zwischen den Geschossen birgt ein spätgotisches Relief aus der Zeit um 1500, dass in einer dicht gedrängten Szenerie die Anbetung des Jesuskindes durch die drei Könige und ihr Gefolge vor dem Stall von Bethlehem darstellt. Die Herkunft des Bildwerks ist derzeit ungeklärt. 

    Das Zentrum des Hauses bildet der breite Fletz mit beiderseits liegenden Gasträumen; vom Fletz ist auch der unter der rechten Haushälfte liegende Gewölbekeller zugänglich. Die Grundrissdisposition wiederholt sich im Obergeschoss. Im ganzen Haus gibt es barocke Bohlen-Balken-Decken.

    Hinweis: Die Beschreibung erfolgte vor Abschluss der 2023 begonnenen Baumaßnahme

     

    Empfohlene Zitierweise:

    Ehem. Gasthaus zur Post, publiziert am 09.01.2025, in: Monumenta – Denkmaldigital, URL: https://www.monumenta.de/liste/detail/m/baudenkmaeler-46900-d-3-75-113-8 (Datum des Zugriffs)

  • Quellen

    Landratsamt Regensburg, Denkmalregistratur Alteglofsheim

  • Literatur

    LGA, In der Post wohnten einstmals die Künstler beim Bau des Schlosses. Nach 500 Jahren dringend sanierungsbedürftig, in: Mittelbayerische Zeitung, Landumschau, 10.08.1993

    MÜNZBERG Werner, Stationskatalog der Thurn und Taxis-Post (Thurn und Taxis-Studien Bd. 5), Kallmünz 1967, 6

    SCHWARZ Helga, Alteglofsheim. Das Dorf und seine Menschen in alten Bildern, Horb am Neckar 2007, 10-11

    SCHWARZ Helga, Alteglofsheim 1949-2009. Bilder erzählen Geschichten, Horb am Neckar 2010, 7